OSZ Ludwigsfelde - Grüne Karte für zwei Stunden Politik

Kostenlos Bus und Bahn fahren? Pflegeberufe besser bezahlen? Ob das geht, darüber diskutierten Schüler am TF-Oberstufenzentrum in Ludwigsfelde mit vier Landtagsabgeordneten. Birgit Bessin von der AfD antwortete zum Bedauern der Jugendlichen nicht.

Ludwigsfelde. Das Finale nach zwei Stunden Politik-Forum mit Landtagsabgeordneten am Oberstufenzentrum TF in Ludwigsfelde war einhellig: Schüler der Klassen Wirtschaft und Sozialwesen bis auf ganz wenige Ausnahmen dafür, dass soziale Berufe besser bezahlt und Schulen besser ausgestattet werden sollen, dass es Zeit ist für kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr im Land (drei Gegenstimmen) und dass Jugendliche mehr Freizeitmöglichkeiten brauchen.

Sehr viel differenzierter die Antwort auf eine fünfte Frage: Soll Brandenburg mehr Flüchtlinge aufnehmen? Dazu gab es ein klares Jein - sowohl die Schüler als auch ihre politischen Gäste zeigten Moderator Michael Schönfelder beide Karten – die grüne für Pro, die rote für Contra.

Bevor die Schüler sich ihre Meinungen bildeten, diskutierten sie an fünf Thementischen nacheinander genau neun Minuten lang mit jedem Landtagsabgeordneten: mit Danny Eichelbaum (CDU), Helmut Barthel (SPD), Anita Tack (Linke) und Heide Schinowsky (Bündnis ’90/Die Grünen). Eine Frau, auf deren Antworten die Schüler gespannt waren, erschien trotz Zusage nicht: Birgit Bessin (AfD). Ihre Zeit überbrückte OSZ-Leiter Manfred Janusch.

Die kleinen Gesprächsrunden liefen unter Regie der Gruppensprecher Kim Chmielinski, Dominik Moews, Justin Oestreich, Sina Thätner und Joshua Raue. Letzterer erklärte zum Beispiel, es gehöre für ihn bei der Schulausstattung unbedingt dazu, dass Lehrer die Technik, die sie einsetzen, auch bedienen und Schülern im IT-Unterricht auch antworten können. Vor dem Ja zum kostenfreien öffentlichen Nahverkehr diskutierten die OSZ-Jugendlichen Finanzierungsmodelle. Denn irgendwoher müsse das Geld ja kommen; es dem Straßenbau wegzunehmen funktioniere in Deutschland wohl überhaupt nicht. Also Bürgertickets? Von jedem jedes Jahr einen Euro? Die Antwort steht aus. 

An Wochenenden bitte mehr für Jugendliche

Eindeutig dagegen die Vorstellung zu mehr Freizeitmöglichkeiten: Die sollte es vor allem an Wochenenden in abgelegenen Regionen geben; nicht im Sport, dafür gebe es fast flächendeckend genug Vereine, meinten die Schüler. Bei der Frage „Mehr Flüchtlinge für Brandenburg oder nicht?“ lernten die Schüler: Das Grundgesetz verpflichtet, Geflüchteten zu helfen. Ihr Fazit: Es komme vor allem auf die Zeit danach an, aufs Deutsch-lernen und aufs Integrieren mit einer Ausbildung.

Die letzte Abstimmung, um die Moderator Schönfeld Anwesende bat, sah übrigens alle grünen Karten in erhobenen Händen, sowohl bei Schülern als auch Politikkern : „Ja, die Veranstaltung hat mir was gebracht“. Beim Einpacken erklärten zwei Schülerinnen, in die Politik wollten sie keinesfalls gehen. Eine von beiden begründet das so: „Wir arbeiten doch in Sozialberufen. Aber wir haben eine ganze Menge gehört, warum Finanzierungen nicht so einfach sind, wie wir uns das vielleicht immer vorstellen, und wie kompliziert manche Entscheidungen sein können, wenn alle mitreden dürfen.“

Spätestens mit diesem Satz dürfte sich Lehrerin Beate Hirrle über eine Demokratie-Erkenntnis freuen. Sie hatte diese Politikstunden initiiert.

Von Jutta Abromeit

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 13.03.2018